SALVE+
Dieses Studienprojekt wurde vom Institut für Urban Public Health (InUPH) am Universitätsklinikum Essen in Kooperation mit dem Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik der Technischen Universität Berlin (TUB) im Zeitraum Februar 2022 bis Juni 2024 durchgeführt.
Zukünftige nachhaltige Stadtentwicklung erfordert eine hohe urbane Verdichtung. Um eine Akzeptanz dafür zu gewährleisten, müssen städtische Räume akustisch angenehm gestaltet werden. Dies bedingt ein qualitativ und quantitativ verbessertes Verständnis der Zusammenhänge zwischen urbaner akustischer Qualität, urbanen räumlichen Strukturen und menschlicher Gesundheit. Es ist eine mehrdimensionale Betrachtung erforderlich, die die physikalisch-akustische, sensorische und kognitiv-psychologische Dimension berücksichtigt. Dazu standen im Projekt zwei Forschungsfelder und ihre Ansätze zur Quantifizierung der akustischen Umgebung im Mittelpunkt: Die Soundscape-Ecology/Ökoakustik und die Psychoakustik. Beide Ansätze bieten den Vorteil, die akustische Umgebung und deren Eigenschaften umfassend und effizient durch verschiedene akustische Metriken zu charakterisieren und die akustische Qualität urbaner Räume über die Lärmperspektive hinausgehend beschreiben zu können. Dies beinhaltet die Beschreibung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede psychoakustischer und öko-akustischer Indizes, um damit erstmalig mögliche Zusammenhänge diesen beiden Ansätzen zu identifizieren.
Meilensteine / Erfolge
Die im Projekt erzielten Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die Anwendbarkeit öko- und psycho-akustischer Größen zur Charakterisierung von urbanen Räumen und legen den Grundstein für zukünftige Forschungsarbeiten und Anwendungen. Ein wesentlicher Schritt für die Weiterentwicklung der Forschung im Bereich der urbanen Akustik ist die Erarbeitung des im Projekt erstellten Datensatzes. Dieser Datensatz kann als Grundlage für weitere Fragestellungen dienen und ermöglicht es anderen Forschenden, auf den gewonnenen Erkenntnissen aufzubauen. Im Bezug zur Schallquellenidentifizierung haben die Analysen gezeigt, dass viele akustische Indizes einen starken Zusammenhang zur vorliegenden bebauten Umwelt aufweisen. Daraus lässt sich zumindest teilweise ein Zusammenhang zwischen den Indizes und den vorhandenen Schallquellen ableiten. Der starke Zusammenhang zwischen akustischen Indizes und der bebauten Umgebung ermöglicht es zudem, die akustische Umwelt hochaufgelöst zu modellieren. Erste Ergebnisse mittels maschineller Lernmethoden zeigen vielversprechende Ansätze, um die akustischen Eigenschaften anhand von Flächennutzungskarten und anderen urbanen Eigenschaften zu schätzen. Zudem ermöglicht es diese Vorgehensweise, prinzipiell alle akustischen Eigenschaften, die ausreichend mit der bebauten Umwelt korrelieren, vorherzusagen und zu analysieren.
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist die Möglichkeit, das Set der akustischen Indizes zur Beschreibung der urbanen Umwelt auf 11 akustische Cluster reduzieren zu können. Dies bietet eine effizientere Methode zur Untersuchung und Beschreibung der akustischen Eigenschaften urbaner Gebiete und kann als Leitlinie für zukünftige Forschungsarbeiten dienen.
Im Januar 2025 hat die HEAD-Genuit-Stiftung einen Folgeantrag mit dem Titel „sonic.shift – Auswirkungen nachhaltiger Stadtentwicklungsmaßnahmen auf die akustische Umwelt“ erhalten. Dieses Projekt soll auf den Ergebnissen von SALVE+ zur urbanen Geräuschkulisse aufbauen.